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​Maggie's Ghost by Leonie Pfennig (EN)

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Maggie's Ghost von Leonie Pfennig (DE)

 

In der Ausstellung „Maggie’s Ghost“ spielt Gabriela Kobus mit dem Zuhause als ambivalentem Gefüge. Beim Betreten des Raumes knirscht es bedrohlich unter den Füßen. Der sichere Boden ist auf einmal zerbrechlich und gar nicht mehr so stabil wie gedacht. Das Material ist Verbundglas, ein industrielles Erzeugnis, das in vielen Produkten des alltäglichen Lebens zum Einsatz kommt. Das Versprechen von Stärke und Stabilität löst es nicht mehr ein, es wirkt schutzlos, ausgeliefert und verletzlich. Dieses Umdeuten von Eigenschaften interessiert Gabriela Kobus grundsätzlich in ihrer Arbeit. Welche Assoziationen ruft die Berührung eines Materials hervor? Was passiert, wenn das Gewohnte plötzlich fremd und unbehaglich wird? Was verbirgt sich hinter der Oberfläche? Wo beginnt das Kunstwerk, wo die Ausstellungsarchitektur?

Auch die Fensterbank im Ausstellungsraum greift diesen zwiegespaltenen Moment auf: Normalerweise lädt sie dazu ein, auf ihr Platz zu nehmen und die Ausstellung im Sitzen zu erleben. Nun ist sie mit schwarzem, hochglänzendem Glas ausgelegt und wird selbst zum begehrlichen Designobjekt. Zum Benutzen und Berühren viel zu perfekt. Im Raum platziert Kobus mehrere Objekte, die ebenfalls aus dem Gedanken der Ambivalenz heraus entstanden sind. Die gerundeten Formen der gebogenen Metallstäbe scheinen sich Körperproportionen anpassen zu wollen. Weiche Kissen wecken Assoziationen von Gemütlichkeit, doch sind sie offensichtlich nicht dazu da, auf ihnen Platz zu nehmen oder sich anzulehnen – das verhindern die kühlen Metallstrukturen. Aus dem sleeken Objekt geht eine bedrohliche Warnung hervor: Komm mir bloß nicht zu nah.

Das Unbehagen, das in den einzelnen Teilen der Ausstellung mitschwingt, ist diffus. Es wird überdeckt von dem Wohlgefühl, das schön gestaltete Dinge verströmen: Wir ziehen uns in unser Zuhause zurück, um der Welt draußen zu entfliehen, kuscheln uns in weiche Decken auf Designersofas, die uns ein Gefühl von Kontrolle und Status vermitteln – ich habe Geschmack, ich mache es mir schön, my home is my castle.
Gabriela Kobus stellt mit diesen Objekten einen Bezug zum gestalteten Stadtraum her und knüpft an die Strategie der „Hostile Architecture“ an. Damit werden defensive Stadtmöbel bezeichnet, die eigentlich zum Verweilen, Ausruhen oder zur Interaktion dienen, dabei aber abstoßend und kühl, geradezu feindselig wirken. Basale menschliche Bedürfnisse, denen wir in der Regel zu Hause nachgehen, werden an ihnen unmöglich gemacht. Sie sollen bestimmte Menschen vertreiben und davon abhalten, sich zu lange auf ihnen aufzuhalten.
Der instinktive Impuls des Menschen, Ängste zu kompensieren, indem man sie ausblendet, trifft auf die stadtplanerische Idee, Probleme dadurch zu lösen, sie aus dem Sichtfeld und somit aus dem Bewusstsein zu verdrängen.

Gabriela Kobus bringt das Konzept von Zuhause in einen urbanen Kontext und hinterfragt es aus ihrem Interesse für soziologische Konzepte und kritische Stadtforschung. Dabei schaut sie besonders auf die unterschwelligen Dynamiken und subtilen Verhältnisse, die unter der sichtbaren, den öffentlichen Raum prägenden Architektur verborgen liegen. Die sozialen Räume, die in und zwischen dem gebautem Raum existieren und durch die Menschen gebildet werden, die sich in ihnen bewegen. Was verrät Design über uns? Welche Aussagen über Menschen treffen wir anhand von Äußerlichkeiten und persönlichem Geschmack? Wie beeinflusst Politik die Gestaltung des öffentlichen Raums? Wer darf ihn für welche Bedürfnisse benutzen und bebauen, und wo finden Menschen Schutz, wenn der Boden unter den Füßen bröckelt und das Zuhause wegbricht?

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